Der zweite Tod
Ein Fall für Kommissar Cederström
Sonstiges kartoniertes Buch
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Beschreibung
Eine rätselhafte Inschrift, ein ermordeter Ägyptologe und ein tödliches Geheimnis Stockholm in der ersten Schneenacht: Der Altertumsforscher Carl Petersson wird in seinem Arbeitszimmer erstochen aufgefunden. Offenbar stand er kurz vor einer wissenschaftlichen Sensation: Ist es ihm gelungen, die dreieinhalb Jahrtausende alte Inschrift auf dem Diskos von Phaistos zu entschlüsseln? Kommissar Kjell Cederström und seine Kollegen stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein rätselhaftes Passwort, das ihnen Zugang zu einem Server verschafft. Doch nicht nur die Polizei ist daran interessiert, das Passwort zu entziffern. Eine tödliche Jagd beginnt.
Leseproble
Dienstag, 27. November Carl Petersson saß in seinem roten Lesesessel im Arbeitszimmer und wartete auf das Ende. Es war weit nach Mitternacht, als es endlich an der Tür klingelte. Er schrak auf. Das Buch auf seinen Beinen machte einen kleinen Satz und klappte mit einem dumpfen Knall zwischen seinen Knien zusammen. Jetzt war es so weit. Dreißig Jahre hatte er gebraucht. Er hatte nicht erwartet, dass es so lange dauern würde. Jetzt erst war er so gut, wie er es sich immer vorgenommen hatte. Noch keiner hatte erreicht, was ihm gelungen war. Er saß mit durchgestrecktem Rücken regungslos in seinem Sessel und reckte den Kopf. Das Buch rutschte unbemerkt zwischen seinen Knien hindurch, fiel auf seine Füße und dann auf den Boden. Die Zimmertür war halb geschlossen. Er starrte in den dunklen Gang hinaus, ohne die Wohnungstür von seinem Platz aus sehen zu können. Seine Hände lagen schon auf der Lehne, aber er zögerte. Es klingelte wieder. Im Wohnzimmer drehte Mari den Fernseher leiser. Dann brachten ihre wütenden Schritte den Parkettboden im Gang zum Schwingen, das spürte er bis hierher. Er sank ein wenig zurück und horchte. Carl Petersson hörte eine atemlose Männerstimme. Mari wechselte einige Worte mit dem Kurierboten, doch sie drangen nur undeutlich bis zu ihm ins Arbeitszimmer. Sie schloss die Tür. Die Sekunden verstrichen. Warum verstrich bei ihr immer so viel Zeit? Er blickte zur Wanduhr und dann aus dem Fenster. Gleich war es ein Uhr. Im Haus gegenüber waren die letzten Lichter erloschen. Es hatte zu schneien begonnen. Die lange Zeit der Anspannung war nun zu Ende. Sie hatte Mari besonders zermürbt. Noch ahnte sie nicht, dass jetzt alles anders werden würde. Er hatte ihr viel zu erzählen. Endlich trat sie ins Arbeitszimmer, das Kuvert hielt sie in der linken Hand. Es war so groß und dick, wie er erwartet hatte. Mari blickte ihn fordernd an, ohne sich für das Kuvert zu interessieren. Sie forderte etwas ganz anderes. Dafür würde bald Zeit sein. Er lächelte, erkannte dann aber sogleich, dass sie das missverstand. Ohne ein Wort legte sie das Kuvert auf die freigeräumte Platte des Schreibtischs, machte aber keine Anstalten, wieder ins Wohnzimmer zurückzukehren. Jetzt konnte sie auch dabei sein. »Mach es auf«, knurrte er, weil er glaubte, seine Hände würden zu fahrig sein, um es selbst zu tun. Mari zerrte und rüttelte an der Lasche des Kuverts, begriff dann aber, dass sich das Papier nicht zerreißen ließ. »Nimm doch den Brieföffner! Das Papier ist reißfest.« Sie zog die Schreibtischlade auf und wühlte ungeduldig in den Stiften herum, bis sie den Brieföffner mit der geschliffenen Spitze fand. Carl stemmte sich aus dem Sessel und schlurfte in seinen Lederpantoffeln zu ihr hinüber. Er spürte sein Alter in den Gliedern. Bishops Elamische Paläographie blieb auf dem Boden liegen. Sie war schön in ihrem Nachthemd. Er erahnte die weiblichen Formen ihres jungen Körpers darunter. Gerne hätte er seine Arme um ihre Hüften gelegt und nach der langen Zeit endlich wieder etwas Zärtliches zu ihr gesagt. Aber sie würde seine Aufmerksamkeit sofort ganz für sich einfordern. Er setzte sich still an den Schreibtisch. Mit der Spitze des Zeigefingers wischte er über die frisch polierte Platte. Er konnte kaum glauben, wie glatt es lief. Es war ein Meisterstück, sein Meisterstück. Mari hatte endlich das Kuvert geöffnet, fischte die Papiere heraus und breitete sie vor ihm auf dem Tisch aus. Carl trennte die drei gehefteten Stapel und legte sie nebeneinander. Am Morgen hatte er den Schreibtisch freigeräumt und das Holz gepflegt, um seine Nerven zu beruhigen. Er hatte dreimal nachpolieren müssen, bis der ölige Film ganz verschwunden war. Bildschirm und Computer standen noch auf dem Boden. Er war zu aufgeregt gewesen, um die Kabel wieder zusammenzustecken. Wie erhebend sich die drei Stapel nun auf der leeren Holzplatte ausmachen würden, hatte er nicht bedacht. Ein Anblick der Klarheit am Ende eines langen Weges. Zufrieden überflog Carl Petersson
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